En busca del personal cualificado en Suiza

Fecha de publicación: 12 de noviembre de 2014

Auf der Suche nach dem Schatz im Silbersee
Den Spitälern in der Schweiz fällt es zusehends schwerer, Personal aus dem Ausland zu rekrutieren. Der demografische Wandel macht um die Schweiz keinen Bogen. Will das Land künftig weniger auf ausländische Fachkräfte setzen, fällt der Blick auf das inländische Potenzial.


Wie irrational politische und öffentliche Debatten verlaufen, zeigen die in den vergangenen Monaten aufgekommenen Diskussionen über das noch nicht gehobene Potenzial an Fachkräften in der Schweiz. Der Höhepunkt der Schweizer Geburtenrate liegt genau 50 Jahre zurück: 1964 kamen so viele Menschen wie nie zuvor in der Schweiz auf die Welt. Danach ging es stetig bergab. Und im kommenden Jahr würden erstmals mehr Personen den 65. Geburtstag feiern als den 20., betonte der Direktor von Avenir Suisse, Gerhard Schwarz, unlängst bei der Veranstaltung «Altersarbeit in den Kinderschuhen». Der demografische Wandel schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran. In wenigen Jahren gehen die Babyboomer in Rente. Veronica Weisser von der UBS rechnet vor, dass im Verlauf des nächsten Jahrzehnts fast 1 Mio. Menschen das Rentenalter erreichen werden.

Ringen um die Besten

Dennoch ist das Thema bisher eher stiefmütterlich behandelt worden. Ein Grund dafür könnte die hohe Zuwanderung in den vergangenen Jahren sein, durch die viele absehbare Probleme unter den Tisch gekehrt wurden. Diese Zuwanderung soll jedoch nach dem Verdikt der Stimmbürger vom 9. Februar eingedämmt werden, und sie steht bei der Abstimmung über die Ecopop-Initiative erneut auf dem Prüfstand.

Punkto Qualifikation und Altersstruktur profitiert die Wirtschaft, jenseits aller Diskussionen über «Dichtestress», von der Zuwanderung. Strömten in den siebziger und achtziger Jahren im Rahmen des alten Kontingentsystems vor allem Geringqualifizierte ins Land, drehte sich dies in den folgenden Jahren. Spätestens mit Einführung der Personenfreizügigkeit war die Mehrzahl der zugewanderten Ausländer (hoch-)qualifiziert. Sie kamen in die Schweiz, um zu arbeiten.

In dieses Horn blies jüngst die Vorsitzende der Direktion des Universitätsspitals Zürich, Rita Ziegler. Sie verwies bei der Veranstaltung «Arbeits- und Fachkräftebedarf der Schweiz bis 2060» des Schweizerischen Arbeitgeberverbands – exemplarisch – auf die Bedeutung ausländischer Fachkräfte für den Gesundheitssektor. Demnach sind 40% der in der Schweiz praktizierenden Ärzte Ausländer. Für die Schweiz ist das ein gutes Geschäft: Ein Medizinstudium kommt den Steuerzahler teuer zu stehen. Der «Import» ausländischer Ärzte ist also eine kostengünstige Lösung.

Ziegler verwies jedoch darauf, dass es immer schwererfalle, Personal aus dem Ausland für den Umzug in die Schweiz zu gewinnen. Zudem versuchten die Heimatländer verstärkt, die von ihnen ausgebildeten Mediziner von einer Rückkehr zu überzeugen. Nicht nur in der Schweiz verändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung. In Deutschland steht das Thema schon seit längerem auf der Agenda, wobei der demografische Wandel dort schon weiter vorangeschritten ist als in der Schweiz. Allerdings hat die Regierung Merkel mit der Einführung der Rente mit 63 zuletzt die falschen Signale gesetzt.

Bei der Veranstaltung des Arbeitgeberverbands präsentierte die Professorin für Arbeitsmarktökonomie an der Universität Basel, Conny Wunsch, Berechnungen über den Schweizer Bedarf an Arbeits- und Fachkräften in den kommenden Jahren. Zwar seien nicht alle Branchen gleich stark von der drohenden Lücke an qualifiziertem Personal betroffen, sagte Wunsch. Mit Blick auf die Zuwanderungsdebatte kam sie jedoch zu dem Schluss, dass die Schweiz auch künftig auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sein werde.

Wohlstand heute und morgen

Werde die Nettozuwanderung stark eingeschränkt, führe der Mangel an Arbeits- und Fachkräften zu Wachstumseinbussen. Die Folgen einer angenommenen Ecopop-Initiative in Form eines verminderten Wohlstands hätten künftige – am 30. November nicht stimmberechtigte – Generationen zu tragen.

Was verspricht nun das brachliegende Potenzial an heimischen Fachkräften? Die Statistiken legen den Schluss nahe, dass von ihnen keine Wunderdinge zu erwarten sind – zu erfolgreich ist der Schweizer Arbeitsmarkt. Auch die Suche nach dem Schatz im Silbersee erwies sich im Abenteuerroman von Karl May als mühsam. Verwiesen wird in der Diskussion neben einer höheren Produktivität – in diesem Punkt hinkt die Schweiz gegenüber dem Ausland hinterher – auf das Potenzial an älteren Arbeitskräften sowie an Frauen.

Die im Rahmen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (Sake) erhobenen Daten zeigen, dass die Schweiz punkto Erwerbsbeteiligung der Älteren im internationalen Vergleich bereits überdurchschnittlich gut abschneidet. Auch wenn die Arbeitsmarktchancen der Babyboomer immer wieder angezweifelt werden, sprechen die Zahlen – abgesehen von Einzelschicksalen – eine klare Sprache: Die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-jährigen Schweizer belief sich im vergangenen Jahr auf 81,9%, jene der Schweizerinnen betrug 65,6%. Ältere weibliche Arbeitskräfte leiden oft darunter, dass sie schlechter ausgebildet sind als nachfolgende Generationen. Sie tun sich deshalb schwerer, am Arbeitsmarkt Fuss zu fassen, nachdem der Nachwuchs flügge geworden ist.

Anachronistisch ist, dass im Rahmen der «Altersvorsorge 2020» an dem Renteneintrittsalter von 65 Jahren festgehalten werden soll. Wenn die Menschen immer älter werden und fit bleiben, wäre es ein Gebot der Stunde, wenn sie länger arbeiteten und die Wirtschaft auf deren Know-how weiter zurückgreifen könnte.

Fehlende Anreize für Frauen

Ein grösseres Potenzial weisen jüngere Frauen auf, deren Erwerbstätigenquote im internationalen Vergleich mit mehr als 80% (im Alter zwischen 25 und 54 Jahren) zwar hoch ist, die jedoch in den meisten Fällen «nur» Teilzeit arbeiten, ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren akzentuiert hat. 1991 gingen 50,9% der Frauen einer Vollzeitbeschäftigung nach, inzwischen sind es noch 41,4%, heisst es beim Bundesamt für Statistik (BfS). Frauen stehen jedoch vor immensen Hürden, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Auf Basis der Sake-Zahlen schätzt das BfS, dass mehr als 350 000 Personen gerne ihr Arbeitspensum erhöhen würden, wenn sich die Betreuung der Kinder oder der Eltern besser regeln liesse. «Frauen sind diesbezüglich öfter eingeschränkt als Männer», fügt das BfS an.

Die Schweiz leistet sich in diesem Punkt einen ungeheuren Luxus. Das Qualifikationsniveau der Frauen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dennoch fehlt es an bezahlbaren Kinderbetreuungseinrichtungen, und Monika Bütler sowie Christian Marti vom Schweizerischen Institut für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität St. Gallen umschreiben die bestehende Fiskal- und Transferpolitik als «unkoordiniert». Für viele Zweitverdiener – in der Regel Frauen – fehlt der ökonomische Anreiz, eine Arbeit aufzunehmen, wenn der implizite Grenzsteuersatz sich auf bis zu 90% beläuft und von jedem verdienten Franken also nur noch 10 Rp. übrig bleiben.

Erfreulich ist, dass sich seit dem 9. Februar die Diskussionen über das heimische Fachkräftepotenzial intensiviert haben. Es wäre jedoch vermessen, allein darauf zu setzen. Ein kleines Land wie die Schweiz wird auch künftig auf gut ausgebildete Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sein, um im internationalen Konzert weiterhin die erste Geige spielen zu können.

Fuente: NZZ, 12.11.14